And you wish to be a lover; and you wish to be a poet.
Virginia Woolf
Die Abendstunden, in denen mein Vater mir als Mädchen vorlas, gehören zu meinen hellsten Erinnerungen. Von klein auf wurde ich genährt von Texten wie „Großer Tiger und Christian“, „Die rote Zora“, „Kleine standhafte Katri“, „Daddy Langbein“, „Krabat“. Mein Vater las meiner Zwillingsschwester und mir vor, und wir lebten mit, zitterten, lachten und weinten, als wäre es das ,wahre‘ Leben. Bis heute gelingt es mir nicht, mich mit dem Gedanken „Es ist (nur) eine Geschichte“ von Texten zu distanzieren.

Mit sieben Jahren las ich mein erstes Buch aus eigener Kraft und fühlte mich, als hätte ich eine neue Welt erobert. Als ich 13 Jahre alt war, schenkte mir mein Vater „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen, und von da an fraß ich mich durch die ,Erwachsenenliteratur‘: durch die Briten Thomas Hardy und George Eliot und durch die Russen Tschechov, Tolstoi, Dostojewski und Gogol. Deutsche Autor_innen kamen hinzu, Georg Büchner, Heinrich Mann, Ingeborg Bachmann, und ich entdeckte die Lyrik für mich.
Gedichte aller Art und Sprache waren und sind bis heute essentiell für mich: die Lyrik von Rose Ausländer, Gottfried Benn, Bertolt Brecht, Paul Celan, Emily Dickinson, Hilde Domin, Annette von Droste-Hülshoff, Marie von Ebner-Eschenbach, Johann Wolfgang von Goethe, Konstantin Kavafis, Else Lasker-Schüler, Friederike Mayröcker, Selma Meerbaum-Eisinger, Theodor Storm, François Villon, Jan Wagner…
Nach dem Abitur begann ich zunächst eine private Schauspielausbildung. Ich suchte kreuz und quer, verliebte mich, arbeitete und studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften und Französische Philologie in Berlin und Paris. Ich erlebte Lehrkräfte und Professor_innen, die ich nicht vergessen werde: allen voran Mark Föcking, Hella Tiedemann, Winfried Menninghaus, Jürgen Trabant, Jacques Derrida und Hélène Cixous. Ich mühte mich mit Theoretikern und Philosophen ab, befand mich für dumm, bekam Kopfschmerzen, hatte Selbstzweifel. Mein Herz gehörte der Fiktion! Racine, Corneille und Molière beschäftigten mich, Flaubert, Stendhal, Zola, Maupassant. Proust eröffnete mir neue Räume, Louise Labé berührte mich, Marguerite Yourcenar beeindruckte mich. Ich schrieb erste Artikel für ein Lexikon zur französischen Gegenwartsliteratur (C. H. Beck).
Ich entdeckte Rahel Varnhagen und die Salon-Kultur, machte für das Uni-Radio eine Radiosendung zu Irmgard Keun, wurde über Shakespeares Sonette geprüft. Von einer Cixous-Schülerin bekam ich zu hören, ich würde nicht wissenschaftlich genug schreiben, „wie ein kleiner Punk“. Die Hausarbeit über die „Sprache der Liebe in Shakespeares ,Romeo and Juliet‘ schrieb ich mit Herzblut und Winfried Menninghaus schrieb darunter: „Sie gehören zu der anderen Seite.“ Er meinte die Seite der Literat_innen, und ich traute mich nicht, ihm zu glauben. Ein Mitstudent schenkte mir Virginias Woolf „The Waves“ – was für eine Offenbarung für mich! Ich las Sylvia Plaths „Die Glasglocke“, Truman Capotes „Grasharfe“, Fernando Pessoas „Buch der Unruhe“, Solschenizyns „Krebsstation“ und seinen „Ersten Kreis der Hölle“, Robert Walser, Franz Kafka, Knut Hamsun.
Meine Magisterarbeit, die 2006 im Peter Lang Verlag erschien, schrieb ich über die zeitgenössische französische Autorin Yasmina Reza. Ich lernte Yasmina Reza persönlich in Paris kennen, und gemeinsam veröffentlichten wir 2004 einen schmalen Gesprächsband, ,mein‘ erstes Buch: „Yasmina Reza: Das Lachen als Maske des Abgründigen. Gespräche mit Ulrike Schrimpf“.
Nach dem Studium arbeitete ich nacheinander in zwei verschiedenen Berliner Literaturagenturen und unterrichtete Sprach- und Literaturwissenschaft an der Freien Universität und an der Technischen Universität Berlin. Für die Verhandlungs- und Vertragsarbeit war ich weniger geeignet; am liebsten mochte ich die Arbeit an den Texten und mit den Autor_innen. Ich begann zu promovieren, wurde schwanger und von meiner Doktormutter in die Wüste geschickt. Wieder begab ich mich auf die Suche, lektorierte, übersetzte, unterrichtete Deutsch als Fremdsprache, spezialisierte mich auf die Bereiche „Deutsch für Mediziner_innen“ und „Interkulturelle Kommunikation“, zu denen ich im Springer Verlag mehrere Bücher veröffentlicht habe: „Deutsch für Ärztinnen und Ärzte“, „Deutsch für Pflegekräfte“ und „Medical communication skills”.
Ich baute eine Fortbildungsakademie für internationale Mediziner_innen mit auf, die Charité International Academy (ChIA), wurde wieder schwanger mit einem zweiten Sohn und zog zu meinem Mann nach Wien. Ein Jahr lang ging ich keiner festen Arbeit nach und probierte mein Glück mit dem Schreiben. Der erste Band meiner ZARA-Reihe entstand, „Zara – alles neu“, der 2011 auf der Shortlist des Goldenen Pick stand (FAZ und Chicken House) und den Publikumspreis gewann. 2013 erschien der Roman in dem von Klaus Humann neu gegründeten Aladin-Verlag (Carlsen). Das dazugehörige und von Jodie Ahlborn gesprochene Hörbuch schaffte es auf die Hr2-Bestenliste. 2012 bekam ich für mein Kinderbuch-Projekt „Twincities. Zwei wie Tag und Nacht“ das Mira-Lobe-Stipendium des Österreichischen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur; der Roman erschien ebenso wie der zweite Band der ZARA-Reihe, „Zara – Alles Sommer“ 2014 wieder im Aladin-Verlag. Auch zu „Zara – alles Sommer“ wurde ein von Jodie Ahlborn gesprochenes Hörbuch herausgebracht, das ebenfalls auf der Hr2-Bestenliste stand.
Mein erzählendes Sachbuch "Wie kann ich dich halten, wenn ich selbst zerbreche? Meine postpartale Depression und der Weg zurück ins Leben", wurde 2013 im Südwest-Verlag (Randomhouse) veröffentlicht.
2015 kam unser dritter Sohn zur Welt, und der dritte und abschließende Band der ZARA-Reihe wurde wiederum bei Aladin publiziert, „Zara – alles Liebe“.
Im Frühjahr 2018 ist mein fünftes Kinderbuch bei Aladin erschienen, "Manege frei für die Piratenklasse", das Barbara Scholz ("Der kleine Ritter Trenk" u.a.) illustriert hat. Im Herbst 2018 wird das erste Mal eine Anthologie von mir erscheinen, bei der ich als Herausgeberin fungiert habe, "Winter. Das große Lesebuch für die ganze Familie" (Herder). Im Moment schreibe ich an meinem ersten Roman für Erwachsene mit dem Arbeitstitel "Goldrot".
Neben meiner Arbeit als freier Autorin gebe ich Kurse für „Kreatives Schreiben“ für Kinder, Jugendliche und Erwachsene (Bücherbühne, Büchereien Wien, Berliner Literaturinitiative LIN u. a.). Ich schreibe Rezensionen (1000 und 1 Buch u. a.), moderiere Autorengespräche, Buchvorstellungen und Podiumsdiskussionen und veranstalte Lesungen aus meinen und anderen Büchern auf öffentlichen und Privatveranstaltungen.
